„Ich schaff das einfach nicht!“ Der richtige Umgang mit Leistungsdruck
Veröffentlicht von Jessika Fichtel
Wer die Karriereleiter hoch hinauf klettern will, begegnet früher oder später einem heimtückischen Gegner. Gemeint sind keine konkurrierenden Kollegen oder missgünstigen Chefs, sondern der Leistungsdruck. Nicht jeder ist diesem nämlich gewachsen.
Ständig neue Herausforderungen, ein Haifischbecken mit der Aufschrift „Konkurrenz“, ein nie enden wollender Strom an Aufgaben, große Projekte, bei denen Ihnen Ihr Wissen aus Uni-Zeiten nicht weiterhilft – keine Frage: Der Arbeitsalltag kann einen sehr schnell und ziemlich häufig an seine Grenzen bringen. Was die meisten als (dauerhaften) Stress wahrnehmen, wird für andere mit der Zeit auch zum Leistungsdruck. Die Angst vor dem Scheitern und Versagen wächst stetig und staut sich an. Das Gefühl ist nicht nur unangenehm, sondern kann Sie auch Ihre Karriere kosten, wenn Sie nicht wissen, wie Sie mit dem Leistungsdruck umgehen sollen.
Leistungsdruck ist häufig ein selbstgemachtes Problem
Eines gleich vorweg: Wenn Sie unter permanenten Leistungsdruck leiden, sind nicht automatisch Vorgesetzte und/oder Kollegen dafür verantwortlich. Häufig ist es die Erwartungshaltung, die man sich selbst gegenüber hat.
Jeder ambitionierte Angestellte will seine Arbeit gut machen, um Lob vom Chef zu erhalten und in dessen Gunst zu steigen. Hieraus ergeben sich Ziele und Erwartungen, die den realistischen Bereich schnell überschreiten und dadurch unerreichbar sind. Das wiederum hat natürlich zur Folge, dass sich Frust und Unzufriedenheit breit machen und Sie mehr und mehr unter dem wachsenden Leistungsdruck leiden – den Sie letztendlich selbst verursacht haben.
Strategien gegen den Leistungsdruck am Arbeitsplatz
Besser: Beschäftigen Sie sich aktiv mit dem Leistungsdruck und dem Stress, den er verursacht und fragen Sie sich:
- wo er herkommt und
- wie Sie ihn bekämpfen können.
Was wird (tatsächlich) von mir verlangt?
Haben Sie sich diese Frage schon einmal gestellt und auch ausführlich beantwortet? Nicht selten entsteht Leistungsdruck nämlich, weil Arbeitnehmer denken, der Arbeitgeber verlangt scheinbar Unmenschliches von einem. Bei genauerer Betrachtung stellt sich dann jedoch heraus, dass dies bei Weitem nicht so ist.
Indem Sie sich fragen, was TATSÄCHLICH von Ihnen verlangt wird, können Sie Ihre Arbeit viel besser einschätzen und auch besser aufteilen. So ist es beispielsweise durchaus möglich, dass Ihr Chef gar nicht voraussetzt, dass Sie wöchentlich X Überstunden machen oder zig neue Kunden an Land ziehen.
Passen Sie Ihre Erwartungen an sich selbst an
Zu wissen, was der Chef von einem verlangt und erwartet, ist die eine Sache. Nun gilt es, Ihre eigenen Erwartungen an sich auf den Prüfstand zu stellen. Die oberste Regel hierbei lautet: Streichen Sie alle Erwartungen und Ziele, die (aktuell) unerreichbar sind. Es hilft niemanden, wenn Sie ackern bis zum Umfallen und dann doch nicht das erreichen, was Sie wollen. Besser ist es, seine Erwartungen anzupassen und sich dann über kleine und auch größere Erfolge zu freuen.
Erfolge bemerken und feiern
Apropos Erfolge – diese spielen beim Umgang mit Leistungsdruck eine ganz wesentliche Rolle und dürfen daher nicht außer Acht gelassen werden. Wenn Sie mal wieder das Gefühl haben, dem Stress und dem Druck am Arbeitsplatz nicht standzuhalten, hilft es, sich die eigenen Erfolge der letzten Zeit vor Augen zu führen. Oftmals bemerken wir es nicht einmal, wenn etwas besonders gut verlaufen ist und feiern Erfolge dementsprechend auch nicht. Daran muss sich definitiv etwas ändern!
Nehmen Sie Ihre Erfolge ganz bewusst war und zelebrieren Sie diese Meilensteine – notfalls auch mit sich allein. Sie werden schnell merken, wie das den Leistungsdruck schrittweise abbaut.
Probieren Sie Slow Work aus
Welche Auswirkungen das Arbeiten auf Hochtouren und permanenter Leistungsdruck auf Sie haben können, habe ich bereits im Artikel Slow Work: Warum „höher, schneller, weiter“ nicht immer besser ist festgehalten. Wer dem Leistungsdruck den Kampf ansagen will und seiner Arbeit einen neuen qualitativen Anspruch verleihen will, sollte es (nach Absprache mit dem Chef!) ruhig einmal mit Slow Work probieren. Slow Work bedeutet (kurz und knackig zusammengefasst) bewusster zu arbeiten und nicht immer neuen „Geschwindigkeitsrekorden“ hinterherzujagen. Außerdem kann es durchaus Blockaden im Kopf lösen, Kreativität fördern und die Produktivität steigern. Das bedeutet unterm Strich: Sie bauen (Leistungs-)Druck ab und können gleichzeitig trotzdem Karrierepunkte sammeln!
Regelmäßige Auszeiten nehmen
Last but not least soll noch auf etwas hingewiesen werden, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Regelmäßige Pausen zum Durchatmen. Wichtig ist, diese (kleinen) Auszeiten nicht als Zeitverschwendung zu betrachten, sondern als Möglichkeit der Regeneration. Denn nur, wenn Körper und Geist topfit sind, können Sie auch im Büro die besten Leistungen erbringen und dem Druck standhalten.
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