Bewusst mal nichts tun: Wie geht das? Und warum fällt es uns so schwer?

Permanentem Stress ausgesetzt? Überfordert? Ausgepowert? Dann einfach mal bewusst nichts tun! Klingt ziemlich einfach, ist aber in Wirklichkeit eine riesige Herausforderung. Aber warum eigentlich?

Wann haben Sie zuletzt einfach mal bewusst nichts getan? Die meisten Menschen können diese simple Frage erst nach längerem Überlegen – oder sogar gar nicht – beantworten. Kein Wunder, wer gibt schon gern zu, nichts gemacht zu haben? Immerhin gilt man dann schnell als unmotiviert oder gar faul. Es sind diese Stigmatisierungen, die es uns so schwer machen, eine Pause einzulegen und das süße Nichtstun zu genießen.

Warum Nichtstun so schwer ist

Egal ob mittelalterliche Redewendungen wie „Ora et labora“ oder modernere Interpretationen a la „Wer rastet, der rostet“ – Nichtstun ist in unserem Kulturkreis verpönt. Einfach nur herumsitzen und der Unproduktivität frönen? Für die meisten Menschen absolut undenkbar.

Dass „auf der faulen Haut liegen“ etwas Schlechtes ist, wird uns von Kindheitstagen an beigebracht. Denken Sie nur einmal an das Märchen „Frau Holle“ und die darin vorkommende Figur der Pechmarie, die wegen ihrer Faulheit hart bestraft wird.

Doch auch im weiteren Verlauf des Lebens ist die Botschaft klar: Wer viel tut, der erreicht auch viel. Wer nichts tut, verschwendet seine Zeit. Sicherlich ist an dieser Aussage etwas dran, doch bedeutet das automatisch, dass wir immer in Aktion sein müssen und nie einfach mal durchatmen dürfen?

Keinesfalls! Denn wer die Phasen des Nichtstuns bewusst und limitiert einsetzt, tut sich, also seinem Geist und seinem Körper, etwas Gutes.

Einen ganzen Tag lang nichts tun – Ist das sinnvoll?

Die meisten Menschen, die beschließen, ganz bewusst nichts zu tun, schaufeln sich für dieses Vorhaben gleich einen ganzen Tag frei – getreu dem Motto: Viel hilft viel. Doch hierin liegt bereits der erste Fehler.

Wenn Sie es gewohnt sind, ständig Gas zu geben, sind Sie schlichtweg nicht in der Lage, eine Vollbremsung hinzulegen. Wer sich stundenlang zum Nichtstun zwingt, tut sich keinen Gefallen, sondern setzt sich einer riesigen Herausforderung aus.

Es geht nicht darum, möglichst lang die Füße hochzulegen, sondern ein grundlegendes Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Anstatt stundenlang Däumchen zu drehen und danach wieder ununterbrochen zu schuften sollten Sie sich lieber angewöhnen, regelmäßige Ruhemomente zu etablieren – und diese als sichere Inseln der Entspannung zu betrachten.

Wie funktioniert „nichts tun“?

Kommen wir nun zur alles entscheidenden Frage: Wie gelingt es, bewusst nichts zu tun und dabei die Energie-Akkus wieder voll zu machen?

Die Antwort: Gar nicht. Der Mensch ist nicht in der Lage, nichts zu tun. Egal, wie sehr wir uns auch anstrengen, irgendwas werden wir immer tun – und wenn wir nur den Wolken zusehen, die am Fenster vorbei schweben.

Wenn in diesem Beitrag und auch anderswo von „nichts tun“ die Rede ist, dann ist damit „abschalten“ gemeint, also: Dem Alltag für einen Moment entfliehen, Automatismen unterbrechen, den Stress auf Abstand halten.

Wenn Sie versuchen wollen, möglichst nichts zu tun, dann helfen Ihnen vielleicht die nachfolgenden Tipps.

#1 Machen Sie es sich bequem

Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie sich wohlfühlen und nehmen Sie eine bequeme Pose ein. Sie müssen beim „nichts tun“ nicht zwangsläufig liegen. Worauf es ankommt, ist eine entspannte Körperhaltung, die nicht immer wieder verändert werden muss.

#2 Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem

Diverse Atemtechniken eignen sich hervorragend, um den Organismus „herunterzufahren“ und zur Ruhe zu kommen. Die wohl einfachste: Atmen Sie tief durch die Nase ein und langsam durch den Mund aus. Ihre Aufmerksamkeit liegt dabei komplett auf dem Atemfluss.

#3 Spüren Sie Ihren Körper

Diese Übung funktioniert tatsächlich am besten im Liegen, kann aber auch im Sitzen oder Stehen durchgeführt werden. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Körper. Beginnen Sie bei den Zehen und arbeiten Sie sich langsam – Körperteil für Körperteil – nach oben bis zum Kopf. Achten Sie dabei darauf, wie sich die einzelnen Bereiche anfühlen, welche verspannt und welche locker sind, wo Sie vielleicht einen Schmerz verspüren und welches Körperteil sich besonders „gut“ anfühlt.

#4 Verbannen Sie Ablenkungsfallen

Die wohl schwierigste Herausforderung beim bewussten Nichtstun sind die unzähligen Ablenkungsfallen, die überall auf Sie warten werden. Wenn Sie die entspannende Auszeit wirklich genießen wollen, ist es ratsam, die größten Übeltäter wie Smartphone und Fernseher vollständig aus Ihrem Umfeld zu verbannen.

#5 Planen Sie die Pausen (am Anfang)

Zu Beginn wird es Ihnen besonders schwer fallen, einfach nur nichts zu tun. In dieser ersten Phase kann es helfen, feste Zeiten einzuplanen, in denen die Verschnaufpause stattfindet. Mit wachsender Übung sollten Sie jedoch von den starren Terminen wegkommen und sich dann die Auszeit gönnen, wenn Körper und Geist danach verlangen.


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