Was ist der digitale Burnout und was kann man dagegen tun?

Die Zahl der Smartphone-Nutzer nimmt jährlich zu – und mir ihr auch die Zeit, in der wir dem kleinen Gerät mit den unbegrenzten Möglichkeiten unsere Aufmerksamkeit schenken. Immer mehr Beobachter schlagen darum Alarm und prognostizieren den digitalen Burnout.

Rund zweieinhalb Stunden beschäftigt sich ein durchschnittlicher Nutzer pro Tag mit seinem Smartphone. Ob das viel oder wenig ist, muss jeder für sich entscheiden. Fakt ist jedoch: Smartphones spielen in unserem Leben eine immer wichtigere Rolle. Es freiwillig weggeben? Für die meisten absolut unvorstellbar. Umso wichtiger ist es, sich regelmäßig klar zu machen, dass der permanente Smartphone-Konsum auch ein paar Gefahren mit sich bringen kann.

Der digitale Burnout im Fokus der Forschung

Eines gleich vorweg: Der Begriff „digitaler Burnout“ erweckt zwar den Anschein, aus der Medizin zu kommen, kann jedoch eher als medialer Modebegriff bezeichnet werden. Bisher gibt es noch keine ausreichenden Forschungsergebnisse, die eine Art Burnout, ausgelöst durch (zu viel) Handy-Nutzung, nachweisen.

Die Wissenschaft hat das Thema mittlerweile jedoch für sich entdeckt und erste Studium zur Smartphone-Nutzung in Deutschland begonnen. Eine davon – durchgeführt von Forschern der Universität Bonn – kam zu dem Ergebnis, dass jeder Deutsche sein Smartphone durchschnittlich zweieinhalb Stunden pro Tag nutzt und in dieser Zeit etwa 88 mal danach greift. Jugendliche schaffen es sogar auf drei Stunden und mehr.

Die Forscher sind angesichts dieser Zahlen beunruhigt. Ihrer Meinung nach überschreitet die „normale“ Smartphone-Nutzung längst ein gesundes Maß. Was in der Jugendsprache gern scherzhaft als „Smombie“ (ein Kofferwort aus Smartphone und Zombie) bezeichnet wird, ist nicht nur der jungen Generation bekannt. Auch immer mehr Erwachsene können ihren Blick kaum noch vom Display wenden.

Kraftlos, ausgelaugt, unzufrieden: Wenn das Smartphone langsam krank macht

Hier ein Like, da ein anerkennender Kommentar und dort ein neuer Follower – gerade soziale Medien (die überwiegend via Smartphone genutzt werden) sorgen für den schnellen Glücksmoment für zwischendurch. Wissenschaftler wie Alexander Markowetz, der das Thema digitaler Burnout umfassend erforscht und darüber auch schon ein Buch geschrieben hat, beobachten seit geraumer Zeit, dass Smartphones dazu beitragen, dass unser soziales Leben mehr und mehr in den digitalen Raum verschoben wird. Reale Interaktion, echtes Glück, ehrliche Anerkennung – immer öfter Mangelware.

Auch die Bequemlichkeit, die Reizüberflutung, die Angst, etwas verpassen zu können und nicht zuletzt die permanente Erreichbarkeit, die aus der Nutzung des Smartphones hervorgehen, begünstigen den digitalen Burnout und tragen dazu bei, dass Nutzer häufig kraftlos, unzufrieden, ausgelaugt und unglücklich sind.

Was tun, wenn der digitale Burnout droht?

Sie haben das Gefühl, dass Ihnen Ihr Smartphone immer mehr Energie raubt und sich eine gewisse Unzufriedenheit breit macht? Kein Wunder, denn der nie enden wollende Fluss an Informationen, die uns das mobile Endgerät zur Verfügung stellt, erschöpft das Gehirn und kann tatsächlich Empfindungen hervorrufen, die den Symptomen eines „echten“ Burnouts ähnlich sind.

Wenn Sie merken, dass der Erschöpfungszustand zur Normalität wird, ist es höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen und sich selbst eine Smartphone-Diät zu verschreiben. Hierbei können Sie wie folgt vorgehen:

  • Definieren Sie feste Tageszeiten, zu denen Sie das Smartphone nutzen (beispielsweise nur zwischen 8 und 18 Uhr)
  • Definieren Sie auch innerhalb dieser Zeitspanne „handyfreie“ Zeiten, die Sie Schritt für Schritt ausweiten können
  • Legen Sie fest, wie oft am Tag Sie Ihre Mails, Facebook usw. checken (je seltener, desto besser)
  • Organisieren Sie Alternativen, beispielsweise einen klassischen Wecker, ein Notizbuch und eine Digitalkamera, die das Smartphone ersetzen
  • Schaffen Sie einen analogen Ausglich zur Smartphone-Nutzung, zum Beispiel ein Hobby
  • Üben Sie das bewusste Nichtstun – erst nur wenige Minuten, dann immer länger

Tipp: Die Fastenzeit steht vor der Tür. Wie wäre es mit dem bewussten Verzicht aufs Smartphone?


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