Bewerben ohne Zeugnis – geht das?

Fehlt ein Zeugnis für die Bewerbungsmappe, ist dies nicht unbedingt ein Einstellungshindernis. Die Gründe sollten klar benannt und die Bewerbungsmappe dementsprechend angepasst werden.


Zeugnisse und Zertifikate gelten in Deutschland als wichtiger Qualifikationsnachweis. Fehlt das Zeugnis in der Bewerbung, dann muss dies jedoch nicht bedeuten, dass die Bewerbung zwecklos ist. Denn wer an einem Bewerber interessiert ist, wird sich nicht nur durch ein fehlendes Zeugnis davon abhalten lassen, ihn zu einem ersten Gespräch einzuladen. In dem Gespräch kommt es jedoch darauf an, offen und ehrlich mit der Situation umzugehen. Wer sich im Vorhinein eine Strategie zurechtlegt, kann vielen Komplikationen aus dem Weg gehen.

Gründe klar benennen

Zeugnisse fehlen niemals grundlos. Wird ein Zeugnis jedoch ohne Begründung nicht eingereicht, dann wirkt dies häufig negativ. Deshalb ist es besser, ganz offensiv mit der Situation umzugehen. Denn es gibt viele Gründe, warum ein Arbeitszeugnis fehlen kann, wie zum Beispiel:

  • Diskrete Bewerbung: Erfolgt die Bewerbung aus einer ungekündigten Anstellung heraus, dann wird oftmals nicht gewünscht, dass der Arbeitgeber vom gewünschten Jobwechsel Kenntnis erhält. Durch die Anforderung eines Zwischenzeugnisses würde jedoch der Verdacht im Raum stehen.
  • Kein Zeugnis ausgestellt: Nicht jeder Arbeitgeber stellt bereitwillig ein Zeugnis aus. Dieser Umstand kann klar, aber sachlich benannt werden. Schuldzuweisungen sind hingegen nicht angebracht.
  • Selbstständigkeit: Wer zuvor selbstständig tätig war, kann kein Arbeitszeugnis vorweisen. Ist die vorherige Tätigkeit für die gewünschte Anstellung relevant, dann können an dieser Stelle auch Referenzen oder Arbeitsproben als Ersatz eingereicht werden.
  • Insolvenz: Nicht jeder Arbeitnehmer denkt sofort daran, nach Austritt aus dem Unternehmen ein Zeugnis zu verlangen. Dadurch existiert das Unternehmen vielleicht gar nicht mehr.

Diese und weitere Gründe können klar benannt werden und lassen sich kurz ansprechen. Eine präzise Aufklärung reicht aus, wodurch mehr Zeit verbleibt, um im Gespräch auf die beruflichen Erfahrungen und Qualifikationen einzugehen. Ausflüchte und Rechtfertigungen sind hingegen nicht vorteilhaft, denn diese bieten Platz für Fehlinterpretationen.

Bewerbungsmappe anpassen

Bereits mit Erstellung der Bewerbungsmappe gibt es einige Möglichkeiten, das fehlende Zeugnis auszugleichen. Weniger auffällig kann es zum Beispiel sein, die Sortierung der Anlagen anzupassen. Anstelle einer synchronen Anordnung, bei der das aktuellste Zeugnis zuerst beigefügt wird, kann auch die chronologische Sortierung genutzt werden. Dadurch liegt die älteste Anlage an erster Stelle. Wird die Reihenfolge geändert, sollte allerdings auch der Aufbau des Lebenslaufes dementsprechend angepasst werden.

Eine weitere Möglichkeit, das Fehlen auszugleichen, kann eine ausführliche Tätigkeitsbeschreibung sein. Eine genaue Beschreibung der Tätigkeit, mit Erfolgen und Kompetenzen kann zudem helfen, die Bewerbung individuell an die jeweilige Stellenbeschreibung anzupassen. Wird dennoch ein Nachweis verlangt, dann kann im Zweifel eine Kopie des Arbeitsvertrages eingereicht werden. In diesem Fall sollte aber immer nur die erste Seite abgegeben werden. Zudem ist darauf zu achten, dass etwaige interne Details unkenntlich gemacht werden.


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