Nichts wie raus hier: Jobwechsel in der Probezeit?

In fast jedem Arbeits­vertrag ist eine Probezeit vereinbart. Sie dient dazu, dass sowohl Arbeit­geber als auch Arbeit­nehmer testen können, ob sie mit dem Arbeits­verhältnis zufrieden sind. Doch was ist, wenn sich der neue Job als Flop herausstellt? Sollte man ausharren oder direkt gehen?


Glückwunsch, Sie haben den Job! Doch schon nach kurzer Zeit merken Sie, dass Ihnen dieser keinen Spaß macht, der Gang zur Arbeit Ihnen von Tag zu Tag schwerer fällt. Kopf hoch: Sie sind nicht alleine. Statistiken zufolge scheitert in Deutschland jedes fünfte Arbeitsverhältnis in den ersten sechs Monaten. Doch wie lange sollte man warten, bis man dem neuen Job wieder den Rücken kehrt und wie erklärt man die schnelle Kündigung bei anderen Arbeitgebern?

Probezeit: Bleiben oder gehen?

Die reguläre Probezeit bei Arbeitsverträgen in Deutschland beträgt sechs Monate. Innerhalb dieser Zeitspanne haben sowohl das Unternehmen, als auch der Arbeitgeber die Möglichkeit, den jeweils anderen kennenzulernen und die Zusammenarbeit zu testen. Doch was ist, wenn sich der Job als Flop herausstellt, es mit dem neuen Arbeitgeber einfach nicht passt? Sollte man dennoch ausharren oder lieber direkt gehen?

Was man nun macht, ist natürlich individuell unterschiedlich und stark abhängig von den eigenen Werten und Ängsten und davon, wie groß die emotionale Unterstützung durch Lebenspartner oder Familie und Freunde ist„, erklärt Karriereberaterin Bettina Sturm. Auch wenn sich zu Beginn im neuen Job negative Dinge häufen, sollten Sie etwas Geduld beweisen. “In der Probezeit oder den ersten 100 Tagen bekommt man einen guten Eindruck über Unternehmenskultur, Aufgabengebiet, Kollegen, Vorgesetzte und Beziehungsgeflechte im Unternehmen. Jetzt geht es darum herauszufinden, ob Sie mit Ihren Werten und Kompetenzen in das Umfeld, die Position und die damit verbundenen Aufgaben passen„, so die Karriereberaterin.

Hinterfragen Sie zudem die Ursachen der Unzufriedenheit und werden Sie sich über Ihre nächsten beruflichen Ziele klar:

  • Fühlen Sie sich psychisch und physisch unwohl und haben die Befürchtung, dass der Job Sie auf lange Sicht krank machen könnte?
  • Fühlen Sie sich unter- oder überfordert mit Ihren Aufgaben?
  • Werden Sie gemobbt, haben das Gefühl, ein Außenseiter zu sein oder fühlen sich allgemein im Team nicht wohl?
  • Die Unternehmenskultur und dessen Werte passen nicht zu Ihnen?
  • Ihre Vorstellungen und die Beschreibung des Arbeitsplatzes unterscheiden sich von der Realität.
  • Es gab Veränderungen im Unternehmen, die das Arbeitsumfeld nachhaltig beeinflusst haben.
  • Die beruflichen Perspektiven haben sich als nicht mehr attraktiv herausgestellt.

Seien Sie sich bewusst: Gründe für einen Jobwechsel kann es viele geben und für einige davon gibt es entsprechende Lösungen, ohne dass Sie gleich wieder auf die Suche nach einem anderen Job machen müssen. Führen Sie sich beispielsweise ein großes Ziel mit mehreren kleinen Zwischenzielen vor Augen. „Suchen Sie sich andere Ziele oder Arbeitsanreize im Unternehmen, wie etwa einen Tag pro Woche im Home-Office arbeiten„, meint Bettina Sturm. So können Sie mehr Geduld und Motivation im aktuellen Job aufbringen. Es kann auch hilfreich sein, sich und seinen Erfolg nicht nur von der Jobzufriedenheit anhängig zu machen. Besondere Freizeitaktivitäten oder eine erfüllte Partnerschaft können für mehr Grundzufriedenheit und Selbstbewusstsein sorgen.

Bevor Sie in Ihrer neuen Stelle jedoch dauerhaft unglücklich werden, seien Sie lieber mutig und suchen noch einmal neu.

Die Kündigung erklären

Auch wenn Sie mit einer Kündigung in der Probezeit in Ihrem Lebenslauf nicht unbedingt glänzen — sie kommt vor. Das wissen auch Arbeitgeber und Personaler: Manchmal passt es einfach nicht. Dennoch werden Arbeitgeber Sie mit Sicherheit auf die Motivation für den frühen Jobwechsel ansprechen. Überlegen Sie sich deshalb vorher genau, wie Sie diesen Schritt nach außen kommunizieren wollen.

Wichtig ist, dass Sie zu keinem Zeitpunkt in eine Rechtfertigungs- und Verteidigungshaltung verfallen. Das stärkt nur das Gefühl, dass bei Ihnen etwas im Argen liegt. Ganz nach dem Motto: Wer sich verteidigt, macht sich verdächtig. “Die Probezeit ist eine Probezeit für beide Seiten, auch für den Arbeitnehmer. Machen Sie klar, dass Sie jemand sind, der die Ding anpackt und handelt, anstatt sie auszusitzen„, betont Bettina Sturm.

Ihr Gegenüber erwartet an dieser Stelle lediglich eine plausible Erklärung, einen Lerneffekt, keine Schuldzuweisungen und schon gar keine Firmeninterna. Gestehen Sie stattdessen eigene Fehler ein und das, was Sie daraus gelernt haben. Das wirkt wesentlich souveräner! Schließlich ist keiner perfekt, aber Lernwille und -fähigkeit sowie Selbstreflexion sind wesentliche Eigenschaften der gefragten sozialen Kompetenzen. Wer diese beweist und mitbringt, wird eher eingestellt, als jemand, der vorgibt fehlerlos zu sein.


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