Richtig kritisieren – Konstruktiv vs. destruktiv

Richtig kritisieren ist eine gute und wichtige Sache. Sie verhilft uns zur Selbstreflektion und damit zur persönlichen Weiterentwicklung. Vorausgesetzt jedenfalls, sie ist richtig, sprich „konstruktiv“, formuliert.


Kritikfähigkeit ist eines dieser schönen Worte, die in quasi jeder Stellenausschreibung zu finden sind. Tatsächlich wird es wohl kaum einen Menschen geben, der sich über Kritik freut. Schließlich bedeutet sie stets, dass wir in irgendetwas noch nicht perfekt sind, hier und dort etwas besser machen könnten und uns eingestehen müssen, dass wir an mancher Stelle vielleicht einen Fehler gemacht haben. Klingt unangenehm? Ist es auch!

Dennoch gibt es zwei verschiedene Arten von Kritik: Konstruktive Verbesserungsvorschläge auf Sachebene, die – zumindest durch einen Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein – in der Regel gut umgesetzt werden können. Und destruktive Kritik, die mit voller Wucht das Ego bombardiert, nur wenig aufbauend wirkt, keine konkreten Handlungsempfehlungen bietet und auch schnell einmal auf die persönliche Ebene abrutscht. Wir verraten Ihnen deshalb heute, wie Sie destruktive Kritik erkennen und damit umgehen können. Denn Sie wissen ja: Der Ton macht die Musik!

Destruktive Kritik erkennen – und richtig damit umgehen

Nicht jeder Mensch kann richtig mit Kritik umgehen. Doch keine Sorge: Ein jeder kann es lernen. Die Grundlage dafür, Kritik nicht persönlich zu nehmen und stattdessen als Hilfestellung sehen zu können, ist ein gesundes Selbstbewusstsein. Kritikfähigkeit gehört heutzutage zu den wichtigsten Soft Skills und kann Sie sowohl persönlich als auch im Berufsleben weit bringen. Doch Sie müssen nicht jede Art von Kritik (wehrlos) annehmen. Im Gegenteil: Ein wichtiger Aspekt Ihrer Kritikfähigkeit liegt darin, zwischen konstruktiver und destruktiver Kritik zu unterscheiden.

Konstruktive Kritik…

  • findet auf der Sachebene statt
  • ist nüchtern und emotionslos
  • kann konkretes Fehlverhalten nennen und Handlungsempfehlungen für die Zukunft geben
  • gibt Ihnen die Chance auf Einsicht und „gewollte Besserung“– wird also nicht einfach aufgezwängt
  • fühlt sich dadurch „richtig“ und „motivierend“ an

Ein kleiner Knacks im persönlichen Stolz oder der kaum merkliche Stich im Ego können auch bei konstruktiver Kritik auftreten. Kein Mensch gesteht sich schließlich gerne ein, im Unrecht oder nicht perfekt zu sein. Doch wenn sich die Kritik wie folgt anfühlt, sollten Sie sie noch einmal überdenken:

Destruktive Kritik…

  • verurteilt – teilt Menschen oder deren Verhaltensweisen also in „richtig“ und „falsch“ ein
  • wertet Sie als ganze Person ab
  • ist auf objektiver Ebene nicht (gänzlich) nachvollziehbar
  • kann keine Beweise für Behauptungen vorlegen
  • lässt keine anderen Meinungen oder Sichtweisen gelten
  • soll ein Machtgefälle demonstrieren
  • gibt keine konkreten Verbesserungsvorschläge oder Handlungsanweisungen
  • wirkt demotivierend und wird als persönliche Niederlage wahrgenommen
  • geht eventuell sogar mit Beleidigungen oder persönlichen Abwertungen einher
  • hinterlässt ein Gefühl von Scham, Selbstzweifeln, Trauer oder Hass

Kritikfähigkeit schön und gut, doch destruktive Kritik müssen Sie nicht wehrlos akzeptieren – weder im Privat- noch im Berufsleben. Sollten Sie im Job mit destruktiver Kritik konfrontiert werden, stehen Ihnen verschiedene Reaktionsmöglichkeiten offen:

1. Lassen Sie die Kritik erst einmal wirken, prüfen Sie sie auf deren Wahrheitsgehalt und unterscheiden Sie die konstruktiven von den destruktiven Bestandteilen.

2. Sie haben nun die Wahl: Sie können die Kritik ignorieren, Gras über die Sache wachsen lassen und sie sich einfach nicht zu Herzen nehmen. Das ist eine Frage Ihrer Persönlichkeit sowie der individuellen Situation.

3. Sollten Sie hingegen den Drang zur Verteidigung verspüren oder es handelt sich um ein dauerhaftes Problem, zum Beispiel zwischen Ihnen und Ihrem Vorgesetzten, gehen Sie zu einem angemessenen Zeitpunkt auf den Kritiker zu und suchen Sie das Vieraugengespräch.

Zeigen Sie sich einsichtig bezüglich des konstruktiven Parts.

5. Sprechen Sie anschließend die destruktive Kritik an und bitten Sie noch einmal um konstruktives Feedback.

6. Sie können zudem direkt fragen, welches „Ziel“ Ihr Gegenüber mit dem Gesagten verfolgt hat und ihn dazu anhalten, seine Kritik noch einmal „brauchbar“ umzuformulieren.

7. Sobald die Kritik wieder von einer konstruktiven in eine destruktive Art und Weise abrutscht, stoppen Sie das Gespräch und bitten erneut um die Umformulierung.

8. Ist Ihr Gegenüber allerdings in keinster Weise einsichtig oder lernfähig, müssen Sie sich entweder eine dickere Haut zulegen und lernen, destruktive Kritik an sich abprallen zu lassen, oder Sie suchen sich in besonders extremen Situationen (z.B. Mobbing) Hilfe beim Betriebsrat, einem Mediator oder sogar einem Anwalt.

Haben auch Sie schon solch bittere Erfahrungen mit destruktiver Kritik machen müssen? Welche Ratschläge haben Sie für Betroffene und welche Tipps können Sie uns geben, um Kritik selbst besser, also konstruktiv, zu formulieren?


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